· 

Perle 3 von 10: Belgien - Hooverphonic, „Release Me“

Gleich nebenan liegt es und doch ist es für viele so unbekannt, das Mutterland der Pommes Frites. Es hat nicht nur zahllose Fritterien bzw. Fritures an jeder Ecke zu bieten, sondern auch die spannende Landschaft der Ardennen, pittoreske Altstädte und eine Nordseeküste, die so zugebaut ist wie früher die Schlecker-Märkte. Außerdem ist das kleine Land bekannt für sein Sprachenwirrwar – in dem einen Dorf spricht man Französisch, im nächsten Flämisch und im übernächsten Deutsch und es grenzt an Wunder, dass die Belgier selbst wissen, was sie eigentlich sprechen. Dem ewigen Neid und Streit zwischen dem flämischsprachigen Flandern und der französischsprachigen Wallonie ist es auch geschuldet, dass sich das flämische und das wallonische Fernsehen jährlich beim ESC abwechseln, da auch die Musikszene in Belgien zweigeteilt ist und dieses Vorgehen sicherlich maßgeblich dazu beiträgt, dass kein Bürgerkrieg ausbricht und man sich gegenseitig mit Fritten bewirft. Belgien ist Gründungsmitglied des ESC, hat über 50 mal teilgenommen und vom letzten bis zum ersten Platz alles belegt. Seit zwei Jahren allerdings verpasste man den Einzug ins Grand Final und scheiterte in den Halbfinalen.

 

In diesem Jahr wäre Flandern an der Reihe gewesen und man wollte wahre Dinosaurier der flämischen Musikszene aufbieten - Hooverphonic. Die Gruppe gibt es seit 1995, sie besteht aus Alex Callier und Raymond Geerts, die zu den Pionieren des Trip Hop zählen und musikalisch häufig zwischen dramatischer Bond-Melodie und Massive Attack rangieren. Dazu holen sich die beiden Flamen immer wieder andere, aber immer phantastische Sängerinnen – zurzeit ist das die 19-jährige Luca Cruisberghs, deren Stimme hervorragend zum melancholischen Sound der Band passt und die die Bandgründer bei „The Voice Of Belgium“ gefunden haben. Entsprechend melancholisch gucken kann sie auch. 2018 begann die Zusammenarbeit mit ihr mit dem Song „Romantic“: https://youtu.be/-Gb7tI7zL9E

 

Belgien verzichtet seit vielen Jahren auf Vorentscheidungsshows und sowohl der Sender RTBF für die Wallonie als auch VRT für Flandern nominieren ihre ESC-Teilnehmer intern. Hooverphonic zählten schon lange als auch international erfolgreiche Stars zu den Wunschkandidaten des in Antwerpen ansässigen Senders VRT. Ausgewählt wurde der Song „Release Me“. Luca Cruisberghs sing davon, dass sie die Trennung will und nicht vom Bleiben überzeugt werden möchte und sie ist auch zusammen mit Alex Callier die Texterin. Der Song gibt der jungen Sängerin und ihrer betörenden Stimme viel Raum, gehört aber sicherlich nicht zu den ganz großen Liedern aus der 25-jährigen Bandgeschichte und ob eine so ruhige, unauffällig daherkommende Nummer im Halbfinale hätte bestehen und das Grand Final erreichen können, sei dahingestellt. Dennoch catcht mich die Nummer, reißt mich Lucas Stimme mit und ergreift mich der typische Hooverphonic-Sound. Vielleicht liegt es auch mit daran, das Luca und ich beide weiße Doc Martens besitzen (siehe vorheriges Video).

Für Belgien: Hooverphonic mit „Release Me“!

Der belgische, flämischsprachige Sender VRT hat bekannt gegeben, dass Hooverphonic mit Luca Cruisberghs im kommenden Jahr eine neue Chance erhält und mit einem neuen Lied für Belgien zum ESC fahren wird. Das ist bemerkenswert, weil damit der übliche jährliche Wechsel zwischen den Landesteilen dieses Mal ausgesetzt wird.